Ralph Giordano: Die Bertinis (1982)
Ich hatte ja schon in Momentane Lektüre etwas zu dem Buch geschrieben; jetzt, da ich es zu Ende gelesen habe, noch ein wenig mehr.
Inwieweit das Buch autobiographische Züge trägt, verrät der Autor gegen Ende selbst. Er erzählt, wie er anfangen wollte zu schreiben, und sich ihm plötzlich unbeantwortete Fragen stellten, wie die nach der Form des Buches - und wie ihm dann irgendwann klar wurde, dass er einen Roman daraus formen müsse. Das ist ihm gelungen. Da sich einige der Schrullen, die die dargestellten Charaktere aufweisen, in anderer Verpackung auch in dem kleinen Erzählband "Der Wombat" finden, kann man wohl davon ausgehen, dass sie auf seinen ursprünglichen Notizen beruhen, die er auch für die Bertinis verwendet hat. Da es sich dabei um autobiographische Notizen handelt, beantwortet das auch die Frage nach dem "Wahrheitsgehalt" des Buches: Es stellt die Geschehnisse so dar, wie sie waren, aber soweit verfremdet, wie die Form es erfordert.
Mir ist vor allem eines an dem Buch aufgefallen: Es erschreckt nicht und es wirkt nicht resigniert. Andere Texte über die Zeit des Dritten Reiches, seien es Celans Gedichte, Klemperers Tagebücher oder die Romane von Gert Ledig, haben mich immer irgendwie erschreckt. Aus Ralph Giordanos Buch dagegen scheint der Autor zu sprechen, der zwar dem Schrecken ausgesetzt war, der aber weiß, dass er es überwunden, dass er überlebt hat. Er erzählt uns eine Familiengeschichte in einer schwierigen Zeit, ohne zu moralisieren oder belehren zu wollen. Es mag mit dem späten Erscheinungsdatum des Romans zu tun haben, er erschien 1982, also fast 40 Jahre nach Kriegsende.
Fazit: Ich kann nur empfehlen diesen fast 800 Seiten umfassenden Roman zu lesen. Es ist eines der Bücher, die mir in Erinnerung bleiben werden.
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