tag:blogger.com,1999:blog-310829582024-02-28T07:27:57.930+01:00lilafroschHier geht's um Lesen, Bücher, Literatur, Lyrik, Schreiben, Sprache und Sprachen, Europa, Politik, Technologie, Datenschutz, Chaos, das Web, das Universum, das Leben und den ganzen Rest. Kurz gesagt: Alles von 23 bis 42 - und noch ein bisschen mehr.Unknownnoreply@blogger.comBlogger22125tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-47314357175456082712007-06-02T21:55:00.000+02:002007-06-02T22:20:07.346+02:00Die große böse SuchmaschineDass Google das neue große Böse ist, noch schlimmer als ein gewisser Monopolist aus Redmond, und deswegen ultimativ zu hassen ist ja nun altbekannt. Darüber werden aber die überraschend guten Seiten dieser Firma gerne vergessen - es hat ja einen Grund, weshalb Google so weit aufsteigen konnte.<br />Zunächst einmal kam Google mit einem schlichten Interface ohne Portalschnickschnack daher, in dem man das Eingabefeld erst einmal suchen musste. Bei dem ehemaligen Platzhirschen Altavista z. B. war die Startseite derart unübersichtlich, dass das Interface unter [www.raging.com] bei vielen als Geheimtipp galt; <a href="http://www.searchlores.org">Fravia</a> kam auch auf den Gedanken, mehrere Eingabefelder verschiedener Suchmaschinen auf eine lokal abgelegte HTML-Seite zu packen.<br />Zum zweiten bot Google trotz kaum entwickelter Befehlssyntax wesentlich höhere Qualität der Ergebnisse. Die Relevanz der ersten paar Dutzend Treffer war oft deutlich höher als bei der Konkurrenz und man musste schon einige Erfahrung mit den befehlen von Altavista haben, um auf ähnlich gute Ergebnisse zu kommen. Irgendblog las ich letztens, die überlegenen Ranking-Mechanismen von Google seien eine Mär, die von erfolgreichem Marketing verbreite worden sei. Das ist definitiv nicht so. Ich beschäftige mich seit Jahren mit effektivem Suchen im Netz und ich kann mich noch gut an das "Ah!" erinnern, das nach dem Erscheinen von Google durch die Gemeinde der Websucher ging. Ob dieser Vorsprung vor der Konkurrenz auch heute noch so deutlich ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt.<br />Ein dritter Punkt pro Google sollte nicht unerwähnt bleiben: Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen dieser Größenordnung hat Google Humor. Man sehe sich z. B. <a href="http://maps.google.com/maps?f=d&hl=de&saddr=m%C3%BCnchen&daddr=new+york&sll=37.0625,-95.677068&sspn=47.033113,92.109375&ie=UTF8&ll=47.931066,-19.072266&spn=40.156058,92.109375&z=4&om=1">diese Wegbeschreibung</a> von München nach New York an und achte dabei besonders auf Punkt 37.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-52860863997175615842007-05-25T14:32:00.000+02:002007-05-25T15:54:19.258+02:00Wider besseres Wissen...Der Bundestag hat gestern abend die Änderung des StGB verabschiedet, um Computerkriminalität besser bekämpfen zu können. U. a. wurde beschlossen, den §202c einzufügen, dessen Mängel für Sachkundige augenscheinlich sind, was auch dem federführenden Rechtsausschuss des Bundestages gegenüber deutlich gemacht wurde. Die Meinung der angehörten Experten aus Wirtschaft, Verbänden und Organisationen wie dem CCC war einhellig negativ. In Kenntnis - oder besser: trotz - dessen wurde das Gesetz verabschiedet. Selbst Die Grünen haben dafür gestimmt; dabei hielt ich sie bisher für eine Partei, die sich nicht scheuen, sich auch mal querzulegen, vor allem, wenn die Untauglichkeit eines Gesetzestextes so offenkundig ist. <br /><br />MdB Jörg Tauss, der als einziges SPD-Mitglied gegen den Entwurf stimmte, hat es in einer <a href="http://www.tauss.de/presse/presse_2007/20070525_computerkriminalitaet/">Pressemitteilung</a> auf den Punkt gebracht:<br /><blockquote>"Da der heute Nacht im Bundestag verabschiedete Gesetzentwurf der Bundesregierung für ein Strafrechtsänderungsgesetz zur Bekämpfung der Computerkriminalität nicht verabschiedungsreif war, habe ich ihm meine Zustimmung verweigert. Das Gesetz gefährdet in seiner verabschiedeten Form massiv die IT-Sicherheit und konterkariert die IT-Sicherheitsforschung in Deutschland.<br />...<br />Gesetze nach dem Motto „trial and error“ halte ich allerdings für nicht akzeptabel – zumal dann, wenn damit Menschen ohne jeden vernünftigen Grund und ohne jede Notwendigkeit kriminalisiert werden"</blockquote><br /><br />Der Grund, warum solche Artikel wie <a href="http://lilafrosch.blogspot.com/2007/05/elite-sucht-staat.html">Elite sucht Staat</a> zustandekommen, ist die fakten- und lernresistente Art, mit der die Politik in Deutschland derzeit agiert; man lese es bei <a href="http://frank.geekheim.de/?p=370">Frank</a> nach - ich kann ihm nur zustimmen. Ich glaub echt, ich muss hier weg.<br /><br />Update:<br />Andreas Bogk hat einen <a href="http://www.andreas.org/blog/?p=348">Bericht über die Abstimmung</a> verfasst.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-79755940441304559242007-05-24T14:19:00.000+02:002007-05-24T15:04:44.435+02:00Elite sucht StaatDie Entwicklungen in Richtung mehr Überwachung, mehr (staatliche) Sicherheit (wovor eigentlich?), weniger Freiheit, weniger Bürgerrechte sind unübersehbar und, wie ich finde, sehr bedenklich. Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die große Masse der Bevölkerung das Thema entweder nicht wahr- oder nicht ernst nimmt. Die naheliegendste Erklärung für den spärlichen Widerstand steckt für mich immer noch in dem Satz "Menschen sind Schafe". (Arrogant? Ja. Aber würde ich mich sonst zur Elite zählen? ;)<br /><br />Es häufen sich die Momente, in denen ich denke, ich muss hier weg. Insofern sprach mir Su-Shees Artikel <a href="http://sushee.schreibsturm.org/article/1646/mein-dank-geht-an-die-waehler">"Mein Dank geht an die Wähler!"</a> heute aus der Seele und ich konnte es nicht lassen, ihre Kleinanzeige als JPEG umzusetzen:<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_4eVae-NRiDUiVww-NQqckzaAfZS03dSaL8-EXL6lXKfkwRBdmzC3IxbNE4yno4qpfm8C6t6ClmSNE27MQXeigo1gSQLarzR14xbgzCMd42LziDH4TzjSSCUpBwryMjDpFQZvJw/s1600-h/elite_sucht_staat.jpg"><img style="display:block; margin:0px auto 10px; text-align:center;cursor:pointer; cursor:hand;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_4eVae-NRiDUiVww-NQqckzaAfZS03dSaL8-EXL6lXKfkwRBdmzC3IxbNE4yno4qpfm8C6t6ClmSNE27MQXeigo1gSQLarzR14xbgzCMd42LziDH4TzjSSCUpBwryMjDpFQZvJw/s400/elite_sucht_staat.jpg" border="0" alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5068102847578946642" /></a>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-13184136638576633152007-05-15T18:07:00.000+02:002007-05-15T18:13:11.878+02:00Die ReichstagsakrobatenDie Jungs, die den Reichstag erklettert und dort ihre Transparente aufgehängt haben, haben eine - in den Massenmedien afaik weitgehend unbeachtete - <a href="http://geldoderleben.blogsport.de/2007/04/26/geld-oder-leben/">Erklärung</a> ins Netz gestellt, die ich lesenswert finde.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-24405180561855302672007-05-08T12:33:00.000+02:002007-05-08T12:48:06.157+02:00Staatliche Kontoprüfung 2k6<a href="http://www.die-bank.de">Die Bank</a> (Zeitschrift für Bankpolitik und Praxis) <a href="http://www.die-bank.de/index.asp?issue=052007&channel=131010&art=547">berichtet</a>, die Zahl staatlicher Kontoüberprüfungen sei im Jahr 2006 erstmals sechsstellig gewesen. Gegenüber dem Vorjahr sei das ein Anstieg von über 50%.<br /><br />Aus einer kleinen Tabelle, die die Urheberschaft der Anfragen aufschlüsselt, lässt sich entnehmen, dass der Löwenanteil auf Polizei und Staatsanwaltschaft entfällt. Die Finanzämter, die Zollbehörden und die BaFin machen einen weiteren Teil aus. Wer sich hinter der Zeile "Sonstige" verbirgt, darüber darf spekuliert werden ;)Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1169767207950607082007-01-26T00:11:00.000+01:002007-01-26T00:20:07.963+01:00Stoiber, mach mir den Nuhr!<blockquote>"Nicht der Staat schuldet den Terroristen ein Signal der Versöhnung, sondern die Terroristen müssen zunächst einmal ihre Taten ehrlich bedauern und sich zum Rechtsstaat bekennen". (Ede Stoiber)</blockquote><br /><br />Absolution kann nur erteilt werden, nachdem der Täter sich als reuiger Sünder gezeigt hat?<br />Moment! Wir, d. h. zumindest ich - denn in Bayern mag das anders sein - leben in einer laizistischen Gesellschaft. Zur Beichte kann man genausowenig gezwungen werden wie zum Glauben, sei es an die Kirche oder sei es an den Staat. Zumindest ist das mein laienhaftes Verständnis des GG, Artikel 4, wo es u. a. heißt: <blockquote>"Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich".</blockquote> Andere haben das auch schon mal kürzer ausgedrückt:<br>Die Gedanken sind frei.<br><br />Wenn also Christian Klar oder Brigitte Mohnhaupt denkt "Das ist ein Scheißsystem hier", dann dürfen die das. Punkt. Nach fast einem Vierteljahrhundert im Gefängnis würde ich ihnen das nicht einmal verübeln, völlig unabhängig davon, welche Taten sie davor begangen und ob sie ihre Ansicht jemals geändert haben. Was eigentlich unterscheidet einen Terroristen von einem "gewöhnlichen" Mörder, dass man selbst eine Generation später noch nach Rache schreit? Reue ist nicht die vorgesehene Bedingung für Bewährung, so wünschenswert sie auch sein möge. Bürger-, nicht Feindstrafrecht.<br>Und sollte das irgendwann einmal anders werden, dann werde ich an vorderster Front für einen neuen Paragrafen im StGB kämpfen, der Populismus im Amt unter Strafe stellt. Ein besonders schwerer Fall liegt vor, wenn die Tat zur Verschleierung eigener Fehler oder zur Ablenkung von politischen Krisen begangen wird.<br>Und bis dahin, Stoiber, mach mir den Nuhr: Einfach mal Fresse halten.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1164576074597234262006-11-26T21:52:00.000+01:002006-11-26T22:49:21.186+01:00Schnell verschwunden...... aus dem Netz sind die Hinweise auf Bastian B., den jungen Mann, der Emsdetten bekannt gemacht hat. Etwas makaber vermeldet <a href="http://www.myspace.com/r_x">MySpace</a>: <br /><blockquote>Ungültige Freund-ID.<br />Dieser Benutzer hat entweder seine Mitgliedschaft gekündigt oder sein Account wurde gelöscht.</blockquote><br /><br />Ja, Account gelöscht. Er seins, ziemlich gründlich. Und auch sonst wurde so einiges aus dem Netz entfernt, von wem ist nicht ganz klar. Seine <a href="http://www.stay-different.de">Webseite</a>, auf der er in einem Abschiedsbrief seine Taten angekündigt haben soll, wie bei <a href="http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24032/1.html">Telepolis</a> und <a href="http://www.de.indymedia.org/2006/11/162651.shtml">Indymedia</a> dokumentiert. Mehrere Mirrors hat es anscheinend auch schnell wieder aus dem Netz gekegelt. Der Google-Cache hat bereits die neueste Version der Seite, also die Confixx-Meldung, dass die Seite gesperrt sei.<br /><br />~~~<br /><span style="font-weight:bold;">Update:</span> <br />Auf <a href="">http://www.keinmensch.de</a> steht etwas mehr dazu, wie es zu der Zensur kam:<br /><blockquote>Wie die meisten wissen, war hier am 20. November Bastians Abschiedsbrief zu lesen, ergänzt durch eine Sammlung von Bildern, Forenauszügen und Videos. Doch dann wurde ich -so wie viele andere- von der Kriminalpolizei angerufen. <br /><br /><br />Dialog(sinngemäß): <br /><br />"...wir bitten Sie, den Brief, so wie sonstiges Material bezogen auf Herrn Bosse unverzüglich aus dem Netz zu nehmen..." <br /><br />"Bitten Sie mich jetzt nur darum, oder bin ich rechtlich dazu verpflichtet dies zu tun?" <br /><br />"Ich glaube nicht, dass Sie sich jetzt mit uns anlegen wollen..." <br /><br />"Nein ich wollte nur wissen, weil..." <br /><br />(ins Wort fallend) "na dann sind wir uns ja einig" <br /><br />Gespräch Ende<br /></blockquote><br />~~~<br /><br />Wie üblich und wie zu erwarten war die Meldung natürlich zugleich der Startschuss für die Herren der Demokratur, mit dem Sabbern anzufangen. Diese Art ereignisgesteuerter verbaler Inkontinenz geht mir zunehmend auf den Geist.<br />Und es wundern sich die Schwarzweißmaler, die alles und jedes dafür benutzen würden, ihren Namen in die Medien zu drücken, ihre Klientel zu bedienen, ihre Ziele durchzusetzen, dass der Michel ihnen untreu wird. Ich finde, der Michel sollte dafür sorgen, dass die Amokläufer in Zukunft die richtigen Ziele finden. Schulen sind absolut ungeeignet. Wie wär's statt dessen mit Kabinettssitzungen!?<br /><br />(Und das scheint <a href="http://www.rainersacht.de/2006-11/los-lauft-amok.php">nicht nur mir</a> so zu gehen. Ich frage mich manchmal, wie lange es noch dauert...)<br /><br />Ein Rant wie dieser mag manchmal befreiend wirken. Ein entlarvenderer, bissigerer und um Längen geistvoller Weg mit der politischen Verbalinkontinenz umzugehen, findet sich <a href="http://www.sosuechtig.de/2006/11/21/ich-fordere-ein-verbot-fuer-brot">hier</a>.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1164327291123969642006-11-24T00:36:00.000+01:002006-11-24T01:14:51.303+01:00Tschechien. Eine Nachbarschaftskunde für Deutsche.Wenn ich mich mit Bekannten unterhalte, die Tschechien aus der Vorwendezeit oder von Besuchen in Prag oder im Riesengebirge zumindest flüchtig kennen, bemerke ich immer wieder, dass die meisten Deutschen offenbar kaum etwas über unsere östlichen Nachbarn wissen. Preiswertes Essen und Bier, vielleicht noch Karlsbrücke und Schneekoppe - mehr fällt meinen Gesprächspartnern in der Regel nicht ein, es sei denn, sie oder ihre Eltern gehören zu den 1945/46 Vertriebenen. <br /><br />Nun ist jemand angetreten, diese Lücke zu schließen. Hans-Jörg Schmidt zog 1990 mit seiner Familie aus Berlin nach Prag, wo er als Auslandskorrespondent tätig ist. Das prädestiniert ihn in zweifacher Hinsicht, Tschechien den Deutschen näherzubringen: Zum einen weiß er aus eigener Erfahrung, was der Durchschnittsdeutsche über Tschechien weiß und denkt. Zum anderen hatte er nun über 15 Jahre Zeit, das Land kennenzulernen und sich mit den Eigenheiten und der Denkweise der Tschechen vertraut zu machen.<br /><br />Schmidt beginnt bei der schwierigen gemeinsamen Geschichte, die bis heute präsent ist und in der viele Vorbehalte begründet liegen. In den folgenden Kapiteln streift er die beherrschenden Themen von Politik und Gesellschaft, um sich schließlich dem typisch Tschechischen zuzuwenden, wozu Essen, Bier und Bücher zu zählen sind. Das Buch liest sich flüssig und ringt dem Leser an einigen Stellen ein Schmunzeln ab, wie etwa wenn er den ersten Schultag seiner Tochter schildert, die nicht wusste, dass man in tschechischen Schulen Pantoffeln trägt und daher auf Socken laufen musste.<br /><br />Wer Tschechien bereits etwas besser kennt, sich mit der deutsch-tschechischen Vergangenheit auseinandergesetzt hat, auf die z. B. in Peter Glotz' Buch "Die Vertreibung" wesentlich detaillierter eingegangen wird, und wer ein wenig die Landessprache versteht oder den deutschen Publikationen von Radio Prag oder der Prager Zeitung folgt, dem wird das Buch nicht viel Neues erzählen. Daher das Fazit: Für einen ersten Einblick gut geeignet, aber wenig in die Tiefe gehend.<br /><br /><br /><span style="font-weight:bold;">Hans-Jörg Schmidt: Tschechien. Eine Nachbarschaftskunde für Deutsche.</span><br />CH. Links Verlag, Berlin, 1. Auflage, September 2006<br />232 Seiten, 16,90 EURUnknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1161362579205103272006-10-20T18:31:00.001+02:002006-10-22T23:18:56.153+02:00Online-Petition gegen WahlmaschinenÜblicherweise verzichte ich ja darauf, Anliegen, die per Email oder sonstwie an mich herangetragen werden, an sämtliche Leute in meinem Umfeld zu verbreiten. Diesmal mache ich eine Ausnahme, weil ich denke, dass die Sache es rechtfertigt.<br /><br />Vielleicht hat der ein oder andere die Meldungen über den Hack der Nedap-Wahlmaschinen in den Niederlanden verfolgt, der von einer Gruppe um Rop Gonggrijp durchgeführt wurde. Der <a href="http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/images/9/91/Es3b-en.pdf">Bericht</a>[1] darüber ist eine vernichtende Studie über die Manipulationssicherheit von Wahlmaschinen und ihren Schutz gegen Ausspähen ("Wer wählt was?").<br />Ich bin der Meinung, dass die Gruppe in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit (die niederländischen Wahlen wurden um mehrere Monate auf November vorverlegt) eine außerordentliche Arbeit abgeliefert hat. Würde ich in meinem beruflichen Bereich ein solches System antreffen, bliebe mir ehrlicherweise nur zu sagen: Lieber Auftraggeber, das ist so kaputt, das musst du neu machen. <br /><br />Jetzt geht es hier aber nicht um ein X-beliebiges technisches Sicherheitssystem, sondern um die Geräte, denen wir die Grundlage unserer Demokratie anvertrauen. <br />Durch den Einsatz solcher Maschinen ist eine Wahl nicht mehr einfach von jedem Wähler mit Zettel und Bleistift nachzuvollziehen. Mangels technischer Kompetenz und Vergleichsmöglichkeiten i. d. R. nicht einmal vom Wahlleiter, der jedoch letztlich durch seine Unterschrift den ordnungsgemäßen Verlauf der Wahl bestätigt. Wie raffiniert jemand vorgehen könnte, um die Programme solcher Maschinen zu manipulieren und was sonst noch gegen Wahlmschinen vorzubringen ist, steht in dem <a href="http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/images/9/91/Es3b-en.pdf">Bericht</a>[1]. Das Fazit lautet: Die vorhandenen Lücken und Probleme sind nicht durch Updates oder kleine Änderungen behebbar. Der sicherste Manipulationsschutz ist und bleibt die Wahl mit Stimmzettel und Stift. Dieser Meinung schließe ich mich vorbehaltlos an.<br /><br />Ich bitte daher alle Leser, die <a href="http://itc.napier.ac.uk/e-Petition/bundestag/view_petition.asp?PetitionID=294">Online-Petition</a>[0] zu unterschreiben und diese Informationen weiter zu verbreiten. <br /><br />(Die URL liegt übrigens korrekterweise auf einem schottischen Server, weil der Bundestag gerade die Software der Universität von Edinburgh für Online-Petitionen testet) <br /><br />~ <br />[0] http://itc.napier.ac.uk/e-Petition/bundestag/view_petition.asp?PetitionID=294 <br />[1] http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/images/9/91/Es3b-en.pdf <br /><br />weitere Infos und Pressereaktionen auf den Hack: <br />[2] https://berlin.ccc.de/index.php/Wahlmaschinen <br />[3] http://www.heise.de/newsticker/meldung/79791 <br />[4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/79052 <br />[5] http://www.zeit.de/online/2006/41/wahlmaschinen?page=all <br />[6] http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,441637,00.html <br />[7] http://focus.msn.de/digital/pc/wahlcomputer_nid_37145.html <br />[8] http://netzpolitik.org/index.php?tag=wahlmaschinenUnknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1160143354824717892006-10-06T15:47:00.000+02:002006-10-06T16:02:34.833+02:00Kampfbeweihnachtung......<a href="http://sushee.schreibsturm.org/article/1408/lobeshymnen-aufs-wetter">nennt Su-Shee</a> den alljährlich früher anbrechenden jahresendlichen Konsumrausch in den Supermärkten. Früher fing die Vorweihnachtszeit Ende November an. In diesem Jahr konnte ich die ersten Weihnachtsartikel bereits Ende August erspähen. Wahrscheinlich ist es einfach so, dass der Fortschritt auch vor der Nahrungsmittelindustrie nicht halt macht und mittlerweile das Einschmelzen der nicht verkauften Osterhasen wesentlich schneller geht als noch vor fünfzehn Jahren. Umso früher kann man die daraus hergestellten Nikoläuse dann anbieten.<br />Nikoläuse? Jawohl! Da, wo ich aufgewachsen bin, gibts keinen Weihnachtsmann. Es gibt den Nikolaus und das Christkind. In Neufünfland werden allerdings nur Weihnachtsmänner angeboten, keine Nikoläuse - und deshalb kaufe ich die nicht, weder im Oktober noch im Dezember. Basta!<br /><br />Allerdings hat die Weihnachtszeitvorverlegung auch ihr Gutes: Letztens wollte ich einen Kuchen backen und brauchte dazu gemahlene Haselnüsse, die mir zu Hause ausgegangen waren. Der Preis von deutlich über anderthalb Euronen pro Packung schien mir allerdings sehr hoch, so dass ich dann auf den Nusskuchen verzichtet habe. Auf meine Nachfrage teilte mir die Verkäuferin mit, das sei Saisonware. Aha. Also werde ich demnächst mal losziehen, um mir einen Jahresvorrat an saisonalen Backzutaten einzupacken.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1159677344189694702006-10-01T06:33:00.000+02:002006-10-01T06:46:15.980+02:00Positive Leseerfahrungen 2Heute möchte ich ein paar Sachbücher vorstellen, die ich mit Vergnügen gelesen habe.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">.-=> 1 <=-.</span><br />Ich bin in den 80ern großgeworden, einem Jahrzehnt mit unglaublichen Verfehlungen in der Mode, schrecklichen Frisuren, der Ausdehnung des Fernsehprogramms auf mehr als drei Sender, Tschernobyl, Heavy Metal und Kohl. Florian Illies beschreibt das, teilweise recht treffend - so gut wie man die unterschiedlichen Erfahrungen einer Generation eben treffen kann - und mit einer Mischung aus Sentimentalität und Ironie, die mir auf Anhieb gefiel. Das Buch wurde mir von einem Freund empfohlen, der im gleichen Jahr wie ich geboren wurde, und auch andere Generationsgenossen, mit denen ich mich unterhielt, fanden es gut. Ich erinnere mich, nach der Lektüre den Gedanken gehabt zu haben, dass dieses Buch eigentlich banal ist und tatsächlich nur von <span style="font-style:italic;">uns</span> verstanden werden kann, den in den 70ern in der BRD geborenen. Wenn du dazugehörst, solltest du es lesen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Florian Illies: Generation Golf</span><br />ISBN 3-596-15065-5<br />Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2001<br /><br /><br /><span style="font-weight: bold;">.-=> 2 <=-.</span><br />Benutzt du Sagrotan, um dein Bad sauber zu halten? Hörst du weg, wenn von Milben und anderem Ungeziefer die Rede ist? Vielleicht solltest du dieses Buch lesen. Jörg Blech erläutert, dass der Mensch nicht nur aus Homo Sapiens besteht:<br /><br />"<span style="font-style: italic;">Der Mensch ist ein Ökosystem. In unserem Körper zählt man Hundertbillionen von Zellen. Rund 90 Prozent von ihnen sind aber nicht menschlichen Ursprungs, sondern gehören zu jenen Kreaturen, denen die Evolution den Menschen zugewiesen hat: Als Nahrungsquelle und Schlafplatz, als Hochzeitsmarkt und Futterstelle, als Raststätte und Kreißsaal. Sie dachten, Sie seien ein Einzelorganismus? Wenn Sie diesen Satz zu Ende gelesen haben, sind Myriaden quicklebendiger Organismen auf und in Ihnen zur Welt gekommen.</span>"<br /><br />oder:<br /><br />"<span style="font-style: italic;">Falls Außerirdische jemals einen Menschen treffen sollten, würden sie ihn korrekt beschreiben als Ansammlung kleiner Lebewesen, die einen Gesamtorganismus bilden. Etwa so: "Die irdische Lebensform besteht aus 988 verschiedenen Spinnentieren, 100 000 000 000 000 (in Worten: hundert Billionen) Bakterien, 1 Mensch, etwa 70 Amöben und manchmal bis zu 500 Madenwürmern.</span>"<br /><br />Dieses Buch rückt das homozentrisch verschobene Weltbild wieder ein wenig zurecht. Uneingeschränkte Leseempfehlung.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Jörg Blech: Leben auf dem Menschen. Die Geschichte unserer Besiedler.</span><br />ISBN 3-499-60880-4<br />Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000<br /><br /><br /><span style="font-weight: bold;">.-=> 3 <=-.</span><br />Verschlüsselte Informationen und geheime Codes sind der Stoff für viele Thriller. Wer sich diesem Thema nähern möchte, ohne sich mit der komplizierten Mathematik auseinandersetzen zu müssen, dem sei diese Buch empfohlen. Ich kenne kein anderes Werk, in dem die Geschichte und die Funktionsweise von kryptografischen Verfahren so verständlich, spannend und gut lesbar dargestellt sind, wie in diesem Buch. Ein guter Einstieg in die Kryptographie und ein absolutes Muss für jeden Computerinteressierten.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Simon Singh: Geheime Botschaften. Die Kunst der Verschlüsselung von der Antike bis in die Zeiten des Internet.</span><br />ISBN 3-423-33071-6<br />dtv, München 2001<br /><br /><br /><span style="font-weight: bold;">.-=> 4 <=-.</span><br />Eine Zeit lang pflegte ich das Kaufdatum in meine Bücher zu schreiben. Demnach habe ich dieses Buch bereits 1992 gekauft, damals wahrscheinlich aufgrund einer positiven Rezension. Ich erinnere mich, gleichzeitig Stephen Hawkings "Kleine Geschichte der Zeit" erworben und gelesen zu haben. Danach verspürte ich wenig Lust, gleich noch einmal ein anstrengendes und wenig unterhaltendes Sachbuch zu lesen und wandte mich anderer Lektüre zu.<br />Es geht manchen unter meinen Büchern so, dass sie von Umzug zu Umzug mitgeschleppt werden, ohne gelesen worden zu sein. Das Schicksal der Bücher im Besitz der arbeitenden Klasse: Lesen trägt nichts zu meinem Broterwerb bei, daher muss ich es in meine Freizeit verbannen, und die ist kostbar und wird nicht von "Das-musst-du-aber-noch-lesen"-Gedanken bestimmt, eher von "Das wolltest du immer schon mal lesen". Begonnen habe ich mit Ditfurths Buch daher erst vor anderthalb Jahren, im Sommer 2005. Schon zu Beginn der Lektüre wurde mir klar, dass das ein Fehler gewesen war und ich es viel eher hätte in Angriff nehmen sollen. Nie sonst, weder vorher noch nachher, habe ich ein Sachbuch mit so viel intellektuellem Genuss gelesen wie dieses.<br />V. Ditfurth bietet seinen Lesern in diesem Buch, dem letzten vor seinem Tod, einen Querschnitt durch die Themenfelder, mit denen er sich in seinem Leben beschäftigte. Zum ersten mal fand ich bei ihm eine einigermaßen überzeugende Theorie, die das Dritte Reich erklären könnte. Aus meinen Notizen zu dem Buch:<br /><br /><span style="font-style: italic;">Über urzeitliche Verhaltensprogramme:</span><br /><br /><span style="font-style: italic;">Vier Regeln des Verhaltenskodex der Pleistozän-Humanoiden:</span><br /><span style="font-style: italic;"> - Fremdenangst</span><br /><span style="font-style: italic;"> - Bereitschaft zum intraspezifischen Totschlag</span><br /><span style="font-style: italic;"> - Bedingungslose Unterordnung unter Gemeinschaftsinteressen</span><br /><span style="font-style: italic;"> - Stammeschauvinismus (Konkurrenten sind weniger wert)</span><br /><br /><span style="font-style: italic;">Heute sind die Sittengesetze weiter fortgeschritten und intellektuell anerkannt. Aber aufgrund der Hirnstruktur und -entwicklung laufen alle alten Verhaltensprogramme weiter ab.</span><br /><span style="font-style: italic;">Die Zehn Gebote sind fast alles Verbote, die genau diesen Zweispalt beschreiben. Archaische Verhaltensweisen, die als unmoralisch beurteilt werden, sind zu unterdrücken, d. h. den Verfassern dieses Textes muss das Vorhandensein archaischer Triebe bewusst gewesen sein.</span><br /><br />Der Autor war Professor für Psychiatrie und Neurologie und arbeitete als Wissenschaftsjournalist. Der breite Überblick über die Wissenschaft, den er dadurch erlangte, spiegelt sich in der in seinem Buch angeschnittenen Vielfalt von Themen wider. Mein Fazit: Eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe und eines, das ich sicher noch einmal lesen möchte.<br /><br /><br /><span style="font-weight: bold;">Hoimar von Ditfurth: Innenansichten eines Artgenossen</span><br />ISBN 3-546-42097-7<br />dtv, München 1991</span></span></span></span>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1159669729272677312006-10-01T04:22:00.000+02:002006-10-01T04:28:49.280+02:00Christlicher Fundamentalismus"<span style="font-style: italic;">Die sozialen Folgen des Materialismus sind verheerend... Wir sind davon überzeugt, dass wir den Materialismus an der Wurzel packen müssen, um ihn zu besiegen", schreibt der Autor des Strategiepapiers für das Center for Science and Culture, einem Arm des Discovery Institute, treibende Kraft bei der Verbreitung von Intelligent Design. "Diese Wurzel ist der wissenschaftliche Materialismus. Das ist exakt unsere Strategie. Wenn wir die vorherrschende materialistische Wissenschaft als großen Baum ansehen, dann verfolgt unsere Strategie das Ziel, einen Keil zu bilden, der, obwohl er relativ klein ist, den Stamm spalten kann, wenn man ihn an den schwächsten Stellen ansetzt.</span>"<br /><br />(englisches Original:)<br />"<span style="font-style: italic;">The social consequences of materialism have been devastating... . We are convinced that in order to defeat materialism, we must cut it off at its source," wrote the authors of the strategy plan for the Center for Science and Culture, an arm of the Discovery Institute and the leader of the effort to promote intelligent design. "That source is scientific materialism. This is precisely our strategy. If we view the predominant materialistic science as a giant tree, our strategy is intended to function as a wedge that, while relatively small, can split the trunk when applied at its weakest points.</span>"<br /><span style="font-size:85%;">Quelle: [<a href="http://www.philly.com/mld/philly/news/12862103.htm">http://www.philly.com/mld/philly/news/12862103.htm</a>]</span><br /><br />Ah ja. Um es mit Volker Pispers zu sagen: Kreationisten zitiere ich immer wörtlich. Ich habe noch keinen besseren Weg gefunden, sie lächerlich zu machen.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1157589571093110922006-09-07T02:14:00.000+02:002006-09-07T02:39:31.103+02:00Positive Leseerfahrungen 1Wo ich hier die ganze Zeit über Bücher rede (Vielleicht sollte ich einfach yaBücherblog daraus machen - aber Politik kotzt mich im Moment einfach an und für Rechnerexperimente habe ich keine Zeit. Nur die Lesezeit, zumindest abends die halbe Stunde im Bett, die habe ich immer) dachte ich mir, ich könnte auch einfach mal all jene Bücher aufführen, die mir aus irgendeinem Grund in Erinnerung geblieben sind. Da ich dazu tendiere, Bücher, die mich nicht nachhaltig beeindruckt haben, eher rasch zu vergessen, waren diejenigen, an die ich mich heute noch erinnern kann, in irgendeiner Weise besonders. Daraus werde ich jetzt in loser Folge die Rubrik "Positive Leseerfahrungen" zusammenstellen.<br /><br /><span style="font-weight:bold;">Hermann Bang - Sommmerfreuden</span><br />Ich habe dieses Buch vor elf Jahren gekauft und gelesen. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, warum es mir gefiel, aber der Titel ist mir sehr positiv in Erinnerung geblieben. Ich gebe einfach mal den Titeltext wider: "Ein kleines Hotel an der Ostküste Jütlands um die Jahrhundertwende. Die Geschäfte gehen nicht gut. Ale endlich die ersehnten Gäste kommen, fehlt es an allem, aber schließlich bekommt doch jeder, was er braucht. Die Sommerfreuden der einen werden freilich mit dem Leiden der anderen erkauft. So lustig sich alles anlässt, so traurig ist es am Ende.<br /><br />Zusammen mit Bangs Sommerfreuden habe ich damals den <span style="font-weight:bold;">"Meister Breuignon" von Romain Rolland</span> gekauft, das mir ebenso gut, ja sogar noch besser gefiel. Ich erinnere mich, dass ich es beim Lesen äußerst amüsant fand. Ich habe mir daraufhin mehrere andere Werke von Rolland gekauft, u.a. den Clerambault, in dem die Wandlung der inneren Einstellung zum Ersten Weltkrieg bei einem französischen Professor geschildert wird. Unter historischen oder kulturhistorischen Gesichtspunkten mag es interessant sein, aber abgesehen von solchen Einsichten habe ich mich durch die Lektüre gequält.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1157477179898516642006-09-05T19:26:00.000+02:002006-09-07T02:06:07.176+02:00So fängt's an...Auf der Seite eines mir namentlich Bekannten irgendwo im Netz fand ich letztens eine kleine Auflistung von Romananfängen, die dem Schreiber besonders gut gefielen. Mir wiederum gefiel die Idee, weshalb ich sie hier schamlos kopiere.<br /><br />Wenn der Anfang einer Erzählung oder eines Romans mich bereits so fesselt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen will, dann ist es ein guter Anfang. Es gibt eine ganze Reihe von Romananfängen, die mich auf diese Weise fasziniert haben. Hier eine Auswahl:<br /><br /><br />"<span style="font-style:italic;">So the theory has it that the universe expanded exponentially from a point, aingular space/time point, a moment/thing, some original particulate event or quantum substantive happenstance, to an extent that the word <i>explosion</i> is inadequate, though the theory is known as the Big Bang. What we are supposed to keep in mind, in our mind, is that the universe didn't burst out into pre-existent available space, it was the space that blew out, taking everything with it in a great expansive flowering, a silent flash into being in a second or two of the entire outrushing universe of gas and matter and darkness-light, a cosmic floop of nothing into the volume and chronology of spacetime. Okay?</span>"<br />(E. L. Doctorow: City of God)<br /><br />"<span style="font-style:italic;">Wie gelangt man auf diesen geheimnisvollen Archipel? Stunde für Stunde machen sich Flugzeuge, Schiffe, Züge auf den Weg dorthin - doch es weist keine einzige Inschrift den Bestimmungsort aus. Beamte am Fahrkartenschalter würden nicht weniger erstaunt sein als ihre Kollegen vom <i>Sowtourist-</i> oder <i>Intourist-</i>Reisebüro, wollte jemand eine Fahrt dorthin buchen. Sie kenne weder den Archipel als Ganzes noch eine seiner zahllosen Inseln, sie haben nie etwas davon gehört.</span>"<br />(Alexabder Solschenizyn: Archipel Gulag)<br /><br />"<span style="font-style:italic;">Die dabei gewesen sind, die letzten, die ihn noch gesprochen haben, Bekannte durch Zufall, sagen, daß er an dem Abend nicht anders war als sonst, munter, nicht übermütig. Man speiste reizvoll, aber nicht üppig; geredet wurde viel, Palaver mit Niveau, wobei er wenigstens zu Anfang, scheint es, nicht stiller war als die anderen. Jemand will sich gewundert haben über seinen müden Blick, wenn er zuhörte; dann wieder beteiligte er sich, um vorhanden zu sein, witzig, also nicht anders als man ihn kannte.</span>"<br />(Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein)<br /><br />"<span style="font-style:italic;">Meine Mutter ist nicht mit zum Bahnhof gegangen. Sie hat nicht gesagt, warum, und ich habe sie nicht gefragt. Es war kurz nach sechs, vierzehn Tage vor Weihnachten, und auch im Zug war es dunkel.</span>"<br />(Hermann Kant: Der Aufenthalt)<br /><br />"<span style="font-style:italic;">DAS ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen.</span>"<br />(Robert Schneider: Schlafes Bruder)<br /><br />"<span style="font-style:italic;">Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.</span>"<br />(Franz Kafka: Der Proceß)<br /><br />"<span style="font-style:italic;">Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen.</span>"<br />(Franz Kafka: Die Verwandlung)<br /><br />"<span style="font-style:italic;">Es lag ein Bischof tot in einer Mur am Zederngebirge fünf Stunden schon unter strömenden Wolkenbrüchen. Die Mur war hinabgemalmt mit ihm und seinem Karren und seinen Maultieren und seiner Geliebten, unter ihm fort, über ihn hin, als schmettere das Erdreich ihn in den Schlund der Hölle, kurz vor Anbruch der Nacht.</span>"<br />(Wolf von Niebelschütz: Die Kinder der Finsternis)<br /><br />"<span style="font-style:italic;">Lasset die Kindlein zu mir kommen. -<br />Als die erste Bombe fiel, schleuderte der Luftdruck die toten Kinder gegen die Mauer. Sie waren vorgestern in einem Keller erstickt. Man hatte sie auf den Friedhof gelegt, weil ihre Väter an der Front kämpften und man ihre Mütter erst suchen musste. Man fand nur noch eine. Aber die war unter den Trümmern zerquetscht. So sah die Vergeltung aus.</span>"<br />(Gert Ledig: Die Vergeltung)Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1156936513480379492006-08-30T13:12:00.000+02:002006-08-30T13:15:13.490+02:00Ralph Giordano: Die Bertinis (1982)Ich hatte ja schon in <a href="http://lilafrosch.blogspot.com/2006/08/momentane-lektre.html">Momentane Lektüre</a> etwas zu dem Buch geschrieben; jetzt, da ich es zu Ende gelesen habe, noch ein wenig mehr.<br />Inwieweit das Buch autobiographische Züge trägt, verrät der Autor gegen Ende selbst. Er erzählt, wie er anfangen wollte zu schreiben, und sich ihm plötzlich unbeantwortete Fragen stellten, wie die nach der Form des Buches - und wie ihm dann irgendwann klar wurde, dass er einen Roman daraus formen müsse. Das ist ihm gelungen. Da sich einige der Schrullen, die die dargestellten Charaktere aufweisen, in anderer Verpackung auch in dem kleinen Erzählband "Der Wombat" finden, kann man wohl davon ausgehen, dass sie auf seinen ursprünglichen Notizen beruhen, die er auch für die Bertinis verwendet hat. Da es sich dabei um autobiographische Notizen handelt, beantwortet das auch die Frage nach dem "Wahrheitsgehalt" des Buches: Es stellt die Geschehnisse so dar, wie sie waren, aber soweit verfremdet, wie die Form es erfordert.<br /><br />Mir ist vor allem eines an dem Buch aufgefallen: Es erschreckt nicht und es wirkt nicht resigniert. Andere Texte über die Zeit des Dritten Reiches, seien es Celans Gedichte, Klemperers Tagebücher oder die Romane von Gert Ledig, haben mich immer irgendwie erschreckt. Aus Ralph Giordanos Buch dagegen scheint der Autor zu sprechen, der zwar dem Schrecken ausgesetzt war, der aber weiß, dass er es überwunden, dass er überlebt hat. Er erzählt uns eine Familiengeschichte in einer schwierigen Zeit, ohne zu moralisieren oder belehren zu wollen. Es mag mit dem späten Erscheinungsdatum des Romans zu tun haben, er erschien 1982, also fast 40 Jahre nach Kriegsende.<br /><br />Fazit: Ich kann nur empfehlen diesen fast 800 Seiten umfassenden Roman zu lesen. Es ist eines der Bücher, die mir in Erinnerung bleiben werden.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1156553133414602662006-08-26T02:45:00.000+02:002006-08-26T02:45:33.466+02:00Es ist also auch anderen aufgefallen...In Tschechien kam es mir wiederholt so vor, als mache es einen Unterschied, dass ich Deutscher sei. Mit den paar tschechischen Floskeln, auf die ich mich im Ernstfall besinnen kann, bin ich meistens recht schnell am Ende, und muss dann doch wieder auf deutsch oder englisch zurückgreifen. In dem Moment kann man beim jeweiligen Gegenüber einen Mienenwechsel, bisweilen sogar eine Veränderung der Tonlage ins Unfreundlichere hin feststellen, zumindest glaube ich das bemerkt zu haben. Ich war mir unsicher, ob ich mir das nur einbilde, aber heute fand ich durch Zufall <a href="http://alienliebe.blogg.de">Alienliebe</a>, ein Blog mit stellenweise recht originellen Beiträgen. <a href="http://alienliebe.blogg.de/eintrag.php?id=488">Was Tobi schildert</a> ist genau das Gleiche: <br /><br />"Schlage ich mich mit tschechischen Floskeln durch, werde ich konsequent fuer einheimisch gehalten. Das gibt mir zu denken. <br />Gebe ich mich als Deutscher zu erkennen, aendert sich die Haltung von der Haelfte meiner Gegenueber in leicht bis offen feindselig. Das gibt mir noch mehr zu denken. Kann ich aber kaum verdenken."Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1156553670525097032006-08-20T11:19:00.000+02:002006-08-26T02:57:39.563+02:00Bitte, liebe Kamera, hilf mir! (a rant)Bitte, liebe Kamera, hilf mir!<br /><br /><a href="http://www.netzeitung.de/spezial/kampfgegenterror/433476.html">"Schäuble will Terror mit Kameras verhindern"</a> titelt die Netzeitung. "Der Fall habe deutlich gezeigt, dass die Videoüberwachung «entscheidende Ermittlungsansätze liefert, und dass wir dadurch die wertvollen Erkenntnisse über die mutmaßlichen Täter erhalten haben», so Schäuble in Berlin", das Blat^W^Wder Bytehaufen weiter.<br /><br />Was genau hätte euch das in dem Moment genutzt, wenn diese Bomben hochgegangen wären? Hättet ihr die Videos anschließend heimlich an Goatse verkauft!? Oder doch besser an rotten.com:"Ah, kuck mal, da explodiert der Zug! Toll!" In dem Moment, wo einer Frau, die gerade im Begriff steht, nachts auf einem einsamen Parkplatz vergewaltigt zu werden, die Kamera zu Hilfe eilt, werde ich für Videoüberwachung stimmen. Bis dahin bin ich für personelle Verstärkung der Polizei.<br /><br />Anyway, nachdem ich kürzlich mit Kameras und Videoüberwachungssystemen zu tun hatte, würde ich sowieso jedem Bankräuber empfehlen, die Kameras am Wunschüberfallort erst einmal genau zu checken. Vielleicht ist die Software auf den dort laufenden Appliances ja ebenfalls vier Jahre alt. Und vielleicht braucht man ja wirklich einen Apache, den X-Server, den Druckdienst und noch ein paar andere offene Ports, um ein paar Bilddaten zu übertragen... Das ganze ist natürlich hochsicher (Webseite des Herstellers): "Die digitalen Bildaufzeichnungssysteme sorgen in den vielfältigsten Anwendungsbereichen für Ihre Sicherheit und Schutz. Dafür sorgt nicht allein die Zuverlässigkeit der digitalen Recorder, dank der ausgezeichneten Qualität von Hard- und Software Komponenten und dem <b>bekanntermaßen stabilen Sicherheits-Betriebssystem LINUX</b>, sondern auch aussagekräftige Bilder, auf denen jedes kleinste Detail im Bedarfsfall sichtbar gemacht werden kann." Sicherheiz-Betrybssystem Lynux... Aha. Da braucht man vier Jahre lang keine Updates. Das stärkt mein Vertrauen in die Korpulenz dieser Firma doch ungemein...Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1155586219334510062006-08-14T21:53:00.000+02:002006-08-14T22:51:00.743+02:00One for the Trekkies out there...Die <a href="http://echosphere.net">Echosphere</a> hat seit ein paar Wochen Star Trek Inspirational Posters:<br /><br /><a href="http://echosphere.net/star_trek_insp/star_trek_insp.html"><img style="margin:0 10px 10px 0;cursor:pointer; cursor:hand;" src="http://photos1.blogger.com/blogger/3856/3347/320/insp_sanfrancisco_preview.jpg" border="0" alt="" /></a><br />SAN FRANCISCO<br/><br />The only city in the world where you can dress like this and people won't look twice.<br/><br /><br/><br /><a href="http://echosphere.net/star_trek_insp/star_trek_insp.html"><img style="margin:0 10px 10px 0;cursor:pointer; cursor:hand;" src="http://photos1.blogger.com/blogger/3856/3347/320/insp_expendability_preview.jpg" border="0" alt="" /></a><br/><br />EXPENDABILITY<br/><br />Kirk, Spock, McCoy, and Ensign Ricky are beaming down to the planet. Guess who's not coming back.<br/><br/>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1155417011319782212006-08-12T23:09:00.000+02:002006-08-12T23:21:50.496+02:00AntikomplexDiese Woche bin ich in der Bücherei auf ein interessantes Buch gestoßen: "<b>Zmizelé Sudety. Das verschwundene Sudetenland</b>" (Nakladatelství Českého lesa, Taus 2004. ISBN 80-86125-45-9). Es handelt sich dabei um einen Katalog, der die gleichnamige <a href="http://www.zmizelesudety.cz/">Ausstellung</a>, das bekannteste Projekt der tschechischen Gruppe <a href="http://www.antikomplex.cz/">Antikomplex</a>, dokumentiert (Die Webseite von Antikomplex ist komplett in tschechisch verfasst, ein Profil der Gruppe auf deutsch findet man bei <a href="http://www.radio.cz/de/artikel/72733">Radio Prag</a>).<br /><br />Die Ausstellung arbeitet auf besondere Weise einen Teil der deutsch-tschechischen Geschichte auf: Durch eine Gegenüberstellung von Fotos aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und von heute wird die Entwicklung der ehemals deutsch besiedelten Gebiete deutlich. Viele kleine Dörfer und Gehöfte verfielen; heute sind oft nurmehr wenige Spuren von ihnen zu erkennen. Die nachfolgenden tschechischen Siedler rückten in ein leeres Land ein, waren zudem der Gegend fremd und hatten daher keinen Bezug zu ihrer neuen Heimat. Viele kamen auch weit aus dem Osten. Dadurch ging ein wesentlicher Teil der Kultur und der überlieferten Geschichte in den tschechischen Grenzgebieten verloren.<br />Ich kannte diesen Aspekt der Geschehnisse nach dem Zweiten Weltkrieg seit der Lektüre des Buches "<b>Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück" von Peter Glotz</b> (Ullstein, München 2003. ISBN 3-550-07574-X). Es gehört zum Besten, was ich bisher über die deutsch-tschechische Geschichte gelesen habe.<br /><br />Glotz schreibt:<br />"<i>Man muss sich klar machen, welche Dimensionen der Vorgang der Wiederbesiedelung hatte. Die Bevölkerungsdichte des Sudetenlandes lag 1938 bei ungefähr 127 Personen pro Quadratkilometer. 1950 betrug sie nur mehr 82 Personen pro Quadratkilometer. Das war durchaus einkalkuliert. Der Vorsteher des Prager Besiedelungsamtes hat einmal - im Herbst 1947 - geschrieben: 'Die ganze Nation war sich bewusst, dass der Abschub durchgeführt werden muss, auch wenn im Grenzgebiet Unkraut wachsen sollte'. Gelegentlich wuchs Unkraut.<br />[...]<br />Die erste Welle der Neusiedler kam schon in den ersten Monaten nach Kriegsende. Schon in den Monaten Mai bis August 1945 waren allein in Nordwestböhmen 2833 neue Nationalverwalter in Geschäften und anderen Gewerbebetrieben eingesetzt. Man musste nach dem Prinzip 'Quantität vor Qualität' vorgehen. So mischten sich Goldgräber (zlatokopcové) unter die Bauern oder Geschäftsleute, also Glücksritter, die Beute machten und sich so schnell wie möglich wieder ins Landesinnere zurückzogen. Viele der Nationalverwalter hatten nicht genug Erfahrung, um einen eigenen Hof zu bewirtschaften, und nicht genug Kredit, um ein Geschäft wiederaufzubauen.</i>"<br /><br /><br />Ich war sehr überrascht, bei der Lektüre des Ausstellungskataloges auf einen Artikel des Journalisten Thomáš Feřtek zu stoßen, der offenbar ähnliche Gedanken hegt:<br /><br /><i>"Protože když si položím otázku, kdo na odsun nejvíc doplatil, kdo byl nejvíc potrestán a za co, mám cím dál víc pocit, že Němci to nebyli. Ano, přišli o majetek, ale české pohraničí je nad jiné jasný důkaz, že bohatství nepramení z majetku, ale z lidské tvořivosti. Když po válce odešly ze Sudet tři miliony Němců, jejich majetek tam zůstal. Jsme snad my kteří jsme obsadili jejich prázdné domy, o to bohatší? Jediný pohled na mělnickou náves vás přesvědčí, že konfiskací se zbohatnout nedá.<br />[...]<br />Země bez vlastníka prostě nasává jak pumpa lidi nezakotvené, lidi, kteří jsou spíš zvyklí přešívat než budovat. A ti přicházeli v desetiletích po válce do vyprázdněné krajiny, ve které nebylo nic, o co se by mohli opřít, co by jim, často bloudící, pomohlo zorientovat se v životě. Zbyla tu jen duchovní prázdnota a řada prázdných domů. Tak se přizpůsobili té prázdnotě."</i><br /><br />[<i>Wenn ich mir die Frage stelle, wer an der Abschiebung am meisten bezahlte, wer am meisten bestraft wurde und wofür, habe ich mehr und mehr das Gefühl, die Deutschen waren es nicht. Ja, sie verloren ihr Eigentum. Aber das tschechische Grenzgebiet ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass Reichtum nicht aus Eigentum herrührt, aber aus menschlicher Tätigkeit. Als nach dem Krieg drei Millionen Deutsche aus den Sudeten weggingen, blieb ihr Eigentum dort. Sind wir nun, die wir deren leere Häuser in Besitz nahmen, um so viel reicher? Ein einziger Blick auf den Melmitzer Dorfplatz überzeugt Sie, dass man durch Konfiszierung nicht reich werden kann.<br />[...]<br />Ein Land ohne Eigentümer saugt wie eine Pumpe die nicht verwurzelten Menschen auf, Menschen, die es eher gewöhnt sind, zu überleben als aufzubauen. Und solche kamen in den Jahrzehnten nach dem Krieg in die ausgeräumte Landschaft, in der nichts war, auf das sie sich stützen konnten, was ihnen, den oft Verirrten, helfen konnte sich zu orientieren. Es blieb hier nur geistige Leere und leere Häuser. Und so passten sie sich der Leere an.</i>]<br /><br />Ich finde die Ausstellung, die man sich auf der Webseite <a href="http://www.zmizelesudety.cz/">http://www.zmizelesudety.cz/</a> teilweise anschauen kann, sehr interessant. Nicht nur das Konzept, statt Text einfach Bilder sprechen zu lassen, fasziniert mich. Es freut mich auch, dass es in Tschechien Initiativen gibt, die zum Ziel haben, das belastete Verhältnis zwischen den beiden Völkern zu verbessern und die Diskussion über die eigene Vergangenheit in Gang zu bringen. Zumindest letzteres scheint mir in Deutschland schon weiter fortgeschritten zu sein.<br />Andererseits höre ich gerade hier in Neufünfland immer wieder abfällige Bemerkungen über Polen oder Tschechen; etwas, das mir aus meiner Heimat gegenüber Franzosen so nicht bekannt war, zumindest nicht in diesem Maße. Anscheinend versteckten sich in der DDR unter dem Mantel der sozialistischen Verbrüderung viele unausgesprochene Ressentiments. Auch auf deutscher Seite bleibt also noch einiges nachzuholen, bis wir in Europa angekommen sind.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1154788458420322742006-08-05T15:44:00.000+02:002006-08-14T18:32:37.173+02:00Momentane LektüreWie üblich liegt mein Nachtschrank voller Bücher, die ich alle umeinander lese, ein jedes dann, wenn mir gerade danach ist. Zur Zeit komme ich nicht wirklich viel zum Lesen, daher ist mein Stapel angelesener Bücher gerade besonders hoch; ich zähle dreizehn Bände.<br /><br/><br /><b>Harald Schmidts "Mulatten in gelben Sesseln"</b> hat sich bis ganz nach unten durchgearbeitet. Eigentlich mag ich Harald Schmidt, aber seinem Gefasel in diesem Buch konnte ich nichts abgewinnen. Na ja, vielleicht fehlte mir die seichte Stimmung.<br/><br/><br />Gleich darüber liegt <b>Bastian Sick: "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Folge 2"</b>. Den ersten Band hatte ich Anfang des Jahres mit Genuss gelesen, aber der zweite Teil kam mir wie ein Abklatsch des ersten vor. Über die ersten 60 Seiten bin ich noch nicht hinausgekommen, obwohl Sprache ja eines meiner Lieblingsthemen ist. Mal sehen, wann ich dazu wieder Lust habe.<br /><br/><br />Gleich darüber liegt <b>Götz Fehrs "Böhmisches Kursbuch"</b>. Der Autor erzählt Geschichten aus seiner Budweiser Heimat. Teilweise ist das Buch mit tschechischen diakritischen Zeichen geschrieben, die sich dafür überraschend gut eignen. Man muss aber zumindest wissen, wie die Buchstaben im Tschechischen ausgesprochen werden, um es einigermaßen flüssig lesen zu können. Der Inhalt sind Geschichten aus der Erinnerung des Autors. Er schildert Personen und Lebensweise in Böhmen vor der Vertreibung, auf eine nette, heitere Art ganz ohne Wehleidigkeit. Allerdings ist es vom literarischen Standpunkt her auch nicht mehr, die Geschichten sind belanglos, ohne den Anspruch Hochliteratur sein zu wollen. Damit hat das Buch wahrscheinlich den größten Wert für Menschen, die selbst noch vor dem Krieg in Böhmen gelebt haben.<br /><br/><br /><b>"Erzählungen von 1937 - 1983 (Bd. I)" von Heinrich Böll</b> kommt als nächstes. Die Erzählungen in diesem Buch deprimieren mich, ich kann es nur Stück für Stück lesen, alle paar Tage eine Geschichte. Ich besitze die vierbändige Taschenbuchausgabe von Kiepenheuer & Witsch; es warten also noch weitere drei Bände auf mich. Ich habe bisher kaum etwas von Böll gelesen und hoffe, dass die Ernüchterung und Hoffnungslosigkeit der Kriegs- und Nachkriegsjahre, die aus dem bisher Gelesenen spricht, in seinen späteren Erzählungen weniger dominant zutage tritt.<br /><br/><br />Vor ein paar Monaten habe ich mir endlich <b>Victor Klemperers Tagebücher</b> angeschafft, die ich immer schon einmal lesen wollte. Es gilt hier jedoch dasselbe wie für den Böll: Ich vertrage die Lektüre nur in homöopathischen Dosen, weshalb ich auch erst bis zum Anfang 1934 vorgedrungen bin. Ich bin immer noch außerstande, zu verstehen, wie es zu so etwas kommen konnte (und solange ich mir der Enstehungsbedingungen nicht sicher bin kann ich auch eine Wiederholung nicht ausschließen). Aus heutiger Sicht betrachtet war Klemperer nachgerade naiv; aber gerade sein naiver Glaube an die Zivilisation, die Zivilisiertheit seiner Mit-Deutschen konfrontiert den Leser mit der absurden Brutalität des Alltags im Deutschland der 30er Jahre.<br /><br/><br /><b>Volker Braun: "Berichte von Hinze und Kunze"</b>. Ein kleiner Band mit meist sehr kurzen, nachdenkenswerten Texten, die mich stark an Brechts Herrn Keuner erinnern. Fünf Minuten lesen und eine Stunde darüber nachdenken. Absolut empfehlenswert!<br /><br/><br />Von <b>Otto Flake</b> kannte ich nicht einmal den Namen, bis ich zufällig auf Ebay drei Romane günstig ersteigerte. Ich begann vor zwei oder drei Wochen mit <b>"Fortunat"</b>, einer verwickelten, langwierigen Geschichte aus dem 19. Jahrhundert. Nach etwa 120 Seiten kann ich sagen, dass der Roman stellenweise etwas langatmig, aber nicht ganz reizlos ist. Von der Machart her fühlte ich mich irgendwie an Romain Rolland erinnert, wahrscheinlich weil mir "Clerambault" ebenfalls recht zäh erschien. Hoffen wir, dass Fortunat im weiteren Verlauf der Geschichte etwas mehr an Fahrt gewinnt als die Selbstzweifel des französischen Professors im Ersten Weltkrieg.<br /><br/><br />Die <b>"Sterntagebücher" von Stanislaw Lem</b> waren unter den Computerfreaks im Usenet gerühmt worden, weshalb ich mir das kleine Buchpaket aus Suhrkamps Phantastischer Bibliothek besorgte. Die ersten 50 Seiten des ersten Bandes sind bisweilen sehr skurril, hinterließen bei mir aber keinen bleibenden Eindruck, wie ich es von anderen Werken Lems gewohnt war. Mal sehen, was der Rest noch bringt.<br /><br/><br />In meiner Stammkneipe stehen in einem kleinen Regal ein paar Bücher, von denen ich mir letztens den Gedichtband <b>"Im Umkreis der Feuer" von Uwe Grüning</b> mit nach Hause nahm. Als ich der Wirtin erzählte, wie sehr mir die Gedichte darin gefielen, schenkte sie mir das Buch kurzerhand. Ich habe wahrscheinlich alle Texte darin bereits gelesen, aber ich schlage das Buch immer wieder auf. Ich hatte in letzter Zeit nicht viele Gedichtbände in der Hand, die mich so sehr fesselten, und die vor allem durchweg so gut sind. Auch die "Gesammelten Gedichte" von Hilde Domin enthalten Gedichte, die mir sehr gut gefallen, aber es sind auch viele darin, mit denen ich nichts anfangen kann.<br /><br><br />Den größten Teil meiner derzeit leider sehr spärlichen Lesezeit widme ich <b>Ralph Giordanos "Die Bertinis"</b>. Ich habe vor kurzem ein kleinformatiges Taschenbüchlein mit ein paar kurzen, anscheinend autobiographischen Texten von Giordano gelesen, deren Inhalt ich - etwas anders verpackt - in diesem Familienroman wiederfinde. Sobald ich die Zeit finde, werde ich mich mit seiner Biographie beschäftigen, weil es mich interessiert, wieviel "Wahrheit" in diesem Roman steckt. Giordano hat einen angenehmen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt; außerdem beherrscht er die Kunst, durch die skizzenhafte Schilderung einiger weniger, aber wesentlicher Merkmale Dinge völlig zu umschreiben ohne umständlich sämtliche Details zu bemühen. Ich habe zwar erst ein Drittel gelesen, wage aber dennoch eine Empfehlung für dieses Buch auszusprechen.<br /><br><br />Auf meinem Stapel liegen auch noch drei weitere Bücher, die ich mir zwar schon herausgesucht habe, ohne jedoch zum Lesen zu kommen. Es sind <b>Gogols "Phantastische Novellen"</b>, <b>"Der Prophet" von Kalil Gibran</b> und <b>"Herr Levi" von Amos Oz</b>. In Zusammenhang mit den Geschehnissen im Nahen Osten reizt mich derzeit vor allem das Buch von Oz, von dem ich mir einen Einblick in die Zeit kurz vor der Gründung des Staates Israel erhoffe. Dazu also demnächst mehr.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1154713315539465892006-08-04T19:40:00.000+02:002006-08-04T19:42:24.273+02:00Pozdrowienia z Alej JerozolimkichEine Palme in Warschau? Ja und!?<br />Die polnische Künstlerin Joanna Rajkowska hat auf der Aleje Jerozolimskie (Jerusalemer Chaussee) mitten in Warschau eine künstliche Palme aufstellen lassen. Ursprünglich war die Idee ein Spaßprojekt, entwickelte sich jedoch durch den politischen Wirbel, den die Installation entfachte, in Polen zu einem der bekanntesten Kunstwerke und zugleich zur Versinnbildlichung des Protestes der Künstlerszene gegen die konservative Regierungspolitik, die am liebsten nicht einmal einen fremden Baum zulassen möchte. Aufmerksam geworden bin ich auf die Geschichte durch einen Bericht im DLF, in dem es unter anderem hieß, einer der Kaczynski-Brüder habe gesagt, die Künstlerin hätte lieber eine Tanne aufstellen sollen, das sei passender für Polen. Wenn ich mir die polnische Regierung derzeit so anschaue, bin ich mit unserer gleich sehr viel zufriedener. Alles eine Frage der Perspektive...<br /><br />~~~<br /><br />Hier noch ein Auszug aus einem Interview mit Joanna Rajkowska (aus dem Englischen übersetzt von mir):<br /><br /><i><b>Sie haben durch das Aufstellen dieses großen, exotischen Baumes mitten in der Stadt etwas aus der tropischen Welt hierhin zu übertragen versucht, etwas, das Sie hier in Polen vermissen, ist das wahr? Etwas von dort? Was genau?</b><br /><br />Ich vermisse die Vielfältigkeit dieser Welt. Ich vermisse die Juden, deren Abwesenheit durch den Straßennamen so deutlich hervortritt. Keine kleine Gruppe angepasster Leute. Ich vermisse die Leute, die wortwörtlich anders sind, die ihr Anderssein ohne Verlegenheit, aber auch ohne Aggression zeigen. Ich vermisse sowohl die Juden als auch die Afrikaner, die Schwarzen, gleichermaßen. Ich vermisse die Energie der Auswanderer, die sich entschieden haben, alles hinter sich zu lassen und von vorn anzufangen; ihre Ruhelosigkeit und Stärke. Vielleicht gefällt es mir wegen dieser Sehnsüchte so gut auf dem Bazaar Europa**. Polen ist in dieser Hinsicht hoffnungslos. Eine weiße, katholische Gesellschaft, ähnliche Verhaltensweisen und ähnliche Überzeugungen. Schrecklich, diese unausgesprochene Einigkeit, diese "Normalheit". Es gibt keine Minderheiten oder Mehrheiten irgendeiner Art, es gibt nur eine ärmere oder reichere homogene Masse. Vielleicht kommen der polnische Rassismus und die Intoleranz daher. Ich sage nicht, dass Israel das Land der Toleranz ist; ich denke, es ist auch ein rassistisches Land, aus anderen Gründen... Darüberhinaus ist Israel ständig in einem Prozess des Sich-selbst-neu-Formens, in jeder Hinsicht. Es ist ein Land, in dem jeder denkende Mensch sich fundamentale Fragen stellen muss.<br />Ich vermisse auch die Spannung. Ich vermisse die Kommunikation mit dem Rest der Welt, die in Israel so evident ist. Polen ist in so vieler Hinsicht ein Ghetto, dass mir manchmal die Luft wegbleibt.<br />Ich habe den Baum gepflanzt und behandle ihn als ein Element der Kommunikation zwischen den Leuten, Kommunikation ohne Worte oder intellektuelle Inanspruchnahme. Es ist wie im Traumtagebuch: Ich will nicht, dass sich die Leute "verstehen". Ich will, dass sie sich nahe SIND. Unter der Palme.</i><br />-<br />**Stadionie Dziesięciolecia, ein schwarzer Markt in Warschau.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-31082958.post-1152812439883866872006-07-13T19:39:00.000+02:002006-07-13T19:40:39.893+02:00Noch'n BlogTja, ich kann es der Welt nicht mehr ersparen und werde ihr auch noch meinen Senf und so...Unknownnoreply@blogger.com0